Faszien ziehen sich wie ein endloses Netz durch den Körper.
Sie bestehen hauptsächlich aus Kollagen, Elastin Bindegewebszellen und der sogenannten Matrix. Weiterhin enthalten Sie auch Rezeptoren zur Sinneswahrnehmung.
Das Kollagen und Elastin sind Proteine, die der Beanspruchung entsprechend für eine optimale Verbindung von Reißfestigkeit und Elastizität sorgen.
Das Gewebe umhüllt Muskeln, Muskelfasern, Knochen und Organe. Wer Fleisch isst, erkennt Faszien einfach an ihrer weißen, leicht durchsichtigen und elastisch-festen Konsistenz.
Manchmal liegen verschiedene Muskeln dicht neben- und aufeinander, wie etwa bei den Beinbeugern. Die Faszien trennen die Muskeln voneinander, so dass sie nicht verkleben. Wie Öl im Motor, sorgt der Lymphfluss dabei für ein reibungsloses Gleiten der einzelnen Schichten. Leidet ein Pferd an Bewegungsmangel kann es zu Adhäsionen kommen. Die Gleitfähigkeit der Faszie kann durch Austrocknen eingeschränkt werden. Das Pferd wirkt steifer und unkoordinierter. Werden diese Verklebungen gelöst, bewegt das Pferd sich wieder geschmeidiger.
Wenn sich ein Muskel anspannt, so wird die erzeugte Kraft durch die Faszie auf die Knochen übertragen. Wie das Spiel der einzelnen Muskeln Bewegung erzeugt, lässt sich beim Pferd gut an der Schulterbewegung erspüren. Wenn Sie im Schritt Ihre Hand auf seine Schulter legen, spüren Sie gut das Zusammenspiel verschiedener Muskeln. Je gesünder die Faszie, desto mehr ähnelt sie unter dem Mikroskop einem gut organisierten Gitternetz. So können die einzelnen Fasern die Kraft gut übertragen. Durch Bewegungsmangel, Alter oder andere Faktoren kann aber das Gitternetz an Ordnung verlieren. Dann wird auch die Kraftübertragung ineffizienter.
Propriozeption bedeutet die Fähigkeit des Pferdes seinen Körper zu spüren und im Raum wahrzunehmen. Je feiner die Selbst-wahrnehmung, desto präziser die Bewegungssteuerung. Beim Menschen lassen sich bis zu 30% der Leistungsunterschiede zwischen Nicht- und Spitzensportlern durch die unterschiedlich ausgeprägte Propriozeption zurückführen (Studie). Dabei ist das Fasziennetz für die Selbstwahrnehmung das wichtigste Sinnesorgan. Wer sich besser wahrnimmt kann sich auch besser steuern. Die Bewegungsqualität steigt und so wirkt das Pferd auch bei komplexeren Bewegungen gelöster und selbstsicherer.
Faszien sind auch für die Immunabwehr wichtige Strukturen. Sie verhindern mechanisch das Eindringen von Krankheitserregern und spielen eine wichtige Rolle für den Heilungsprozess nach Verletzungen. Zusätzlich sorgen Fresszellen für die "Müllabfuhr", also die Beseitigung unerwünschter Mikroorganismen.
Faszien sind die Stoßdämpfer des Körpers. Insbesondere beim Springen muß das Gewicht des Pferdes im Moment der Landung abgefedert werden. Je leistungsfähiger sein Fasziennetz ist, desto weniger werden seine Gelenke geschädigt. Im Moment der Landung nimmt das Gewebe die Energie auf und verwandelt sie anschließend in Vortrieb. So kann das Pferd Energie sparen.